„The Holy Trinity“ hört sich irgendwie spooky an, irgendwie nach Matrix Reloaded oder nach einem neues Sequel von Krieg der Sterne oder doch was Sakrales? Nee, hat mit allem nix zu tun und meint eine Objektiv-Reihe von Tamron für Sonys Vollformatkameras mit E-Mount. Landläufig auch „The Holy Trinity“ genannt, warum auch immer.
Für Vollformat-Fotografen gibt es ja „klassische Brennweiten“, sei es das 85er für Portrait, das 35er für Street etc.. Oder im Zoombereich die Klassiker 14-24mm, 24-70mm und nach oben das 70-200mm, halt die Brot und Butter-Linsen im Allrounding für das weite fotografische Spektrum und die generellen Anforderungen. Und natürlich von 14-200mm mit Offenblende 2.8 für die Freistellung. Hat halt jeder Kamera-/ Objektivhersteller im Angebot – natürlich auch für die M4/3- oder APS-C-Fraktion mit der jeweiligen Brennweite runter gebrochen auf das Format.
Bei Vollformat tragen dann aber die 2.8er in den Zoom-Brennweiten dick auf – Offenblende 2.8 braucht halt große Gläser und die sind dann doch recht teuer und schwer, grrr. Für Sony mit 16 … 200mm als G-Master werden dann halt mal bummelige 7 Riesen fällig und schwere 3kg, die wir zahlen und tragen müssen, oh jee! Keine Frage, die Objektive sind alle topp aber halt auch teuer und schwer. Gibt es Alternativen? Klar, bei den klassischen Brennweiten bspw. von Sigma, alles klasse aber auch in der ähnlichen Gewichts-/ Preis-Liga, hmmh und grrr. Und die 4.0 Alternativen will ich nüscht, will 2.8. Ich hatte mich daher dann bei Tamron umgesehen. Und die sind ja seit geraumer Zeit die „hidden champions“ fürs Sony-VF-E-Mount-Bajonett und bieten 3 lichtstarke Alternativen wenn auch unkonventionell in den Brennweitenbereichen an.
Ich bin ja erst im Frühjahr 2020 ins Sony-Lager eingestiegen und hab dann erst die gesamte Kommunikation und Technik für Sony (nach-)verfolgt: Und ich meine, dass Tamron mit dem 28-75mm F2.8 Di III RXD vor geraumer Zeit gestartet ist, hat in 2019 mit dem 17-28mm F2.8 Di III RXD nachgelegt und seit Anfang 2020 ist auch das 70-180mm F2.8 Di III VXD erhältlich. Und mit den 3 Objektiven bietet damit Tamron das „Holy Trinity“ von 17-180mm als Anschluss-Alternative und durchgängig mit Blende 2.8 an. Und das Schöne daran ist – alle Objektive mit einem 67mm Durchmesser, klasse für mein Filter-Management.
Und von daher habe ich jetzt mal zugeschlagen und die Tamrons bestellt und in meinem kleinen Heimlabor die ersten Tests an meiner Sony Alpha 7 II gemacht. Mein erster Eindruck ist, dass die Objektive schön aussehen und sich von der Haptik auch gut anfassen – ja, es ist ein wenig plastikartig, das tut für mich aber keinen Abbruch. Denn durch die Verarbeitung aber auch durch den andersartigen Brennweitenmix trägt die Heilige Dreifaltigkeit nicht dick auf, ist mit ca. 1,8kg auch noch tragbar und auch sehr deutlich günstiger als die G-Masters. Passt für mich als Hobby-Fotograf 🙂 .
Klar, gegenüber den G-Master-Objektiven gibt es keine zusätzlichen Knöpfe (wobei mir Knöpfe schon wichtig sind, ihr wisst es 🙂) aber egal weil „ VF-zierlich-leicht”. Denn ich muss es ja auch tragen! Und ich kann zudem das Trio-Infernale auch im Regen tragen, da alle wetterresistent sind, klasse! Sicherlich ist es für Sonyisten gewöhnungsbedürftig, dass der Zoomring vorne und der Fokusring hinten ist – da ich mehrere Systeme und aktuell kaum Sony-Erfahrung/-Objektive habe, spielt das für mich keine negative Rolle. Ich habe 2,8 🙂 von 17-180mm! Geil!
Klar ist auch, dass das beim dem Trio nicht in den klassischen Brennweiten-Abstufungen erhältlich ist, denn wie ich die ganzen Boards und Martin von „Krolop & Gerst” verstanden habe, kann Tamron das nur deshalb so leicht und günstig mit 2.8 produzieren, weil untenrum mal was weggelassen wird, obenrum nicht alles ausgeschöpft wird und weil die Knöpfe fehlen (mehr auch unter Krolop & Gerst 17-28mm / Krolop & Gerst 28-75mm / Krolop & Gerst 70-180mm).
Und jetzt zur Kurzkritik im einzelnen:
Tamron 17-28mm F2.8 Di III RXD: Mit dem Objektiv startet Tamron die Holy Trinity-Reihe seiner lichtstarken Vollformat-Objektive mit 2.8 für das Sony E-Mount System. Das Objektiv ist schön kompakt, trägt mit seinen ca. 400g nicht dick auf und ist spritzwasser- und staubgeschützt. Von der Haptik her ist es für mich voll okay, alles läuft leichtgängig und satt. Die Bildqualität überzeugt mich auch. Bereits bei Offenblende ist es in der Mitte voll scharf, die Ränder sind auch gut scharf. Gibt es nix zu meckern. Sweet-Spot ist für mich abgeblendet F8.0 bis 11.0. Der Autofokus arbeitet mit der Sony sehr gut. Macht Laune und steigt mit 17mm gut ein. Die Randabschattung/ Vignettierung rechnet Lightroom raus, ist aber da. Stabi muss der IBIS leisten.
Tamron 28-75mm F2.8 Di III RXD: In dem meist umgekämpften Brennweitenbereich von 24-70mm für VF schneidet Tamron untenrum was ab und setzt obenrum was drauf. Der Trick trägt dazu bei, dass die Linse trotz Offenblende 2.8 schön kompakt, wetterresistent und mit ca. 550g noch schön leicht ist. Damit ist das Objektiv ganz klar für alle fotografischen Herausforderungen und auch für Reisen gewappnet, Freistellung ist auch toll – schönes Bokeh. Die Haptik/ das Handling und Aussehen folgt dem 17-28mm. An der Bildqualität, der Auflösung und dem Autofokus habe ich nix zu meckern, alles gut. Ein schöner Allrounder und auch für Portraits geeignet! Auch hier rechnet LR die Randabschattung/ Vignettierung raus. Stabi muss der IBIS leisten.
Tamron 70-180mm F2.8 Di III VXD: Auch hier gelingt es Tamron mit der unkonventionellen Brennweite ein schönes kompaktes und tragbares Zoomobjektiv mit Offenblende 2.8 anzubieten (ca. 800g). Das Zoom ist wetterresistent ohne Stabilisator (Stabi muss auch hier der IBIS leisten) und von der Haptik her analog der beiden anderen Objektiven der Trinity-Reihe gut verarbeitet. Verglichen mit den klassischen 70-200mm F2.8 sind für mich die Unterschiede im Hinblick auf die 200mm in der Praxis nicht sehr groß und relevant. Kann ich tolerieren. Auch hier überzeugen mich der flotte Autofokus und die Bildqualität und Schärfe. Überrascht hat mich die kissenförmige Verzeichnung bei 180mm, die Lightroom souverän rausrechnet.
Fazit für mich: Tolles Holy Trinity, das meine Anforderungen bei Vollformat an Bildqualität, Autofokus, Kompaktheit und Gewicht erfüllt. Gut gemacht Tamron. Was überhaupt nicht gut ist, dass ich aktuell keine Möglichkeit habe, die Software für die Objektive zu aktualisieren. Ich bin ja ein Typ, der beim iPhone/ iPad die aktuellen iOS Beta-Varianten testet, meinen iMac immer aktuell hält und auch alle meine Objektive/ Cams immer mit den neuesten SW-Versionen updatet. Wie ich jetzt festgestellt habe, gibt es auch für “The Holy Trinity“ diverse SW-Updates und das ist gut so. Was nicht gut ist und gar nicht geht ist, dass der SW-Updater von Tamron nur iMac OS bis 10.14 unterstützt (Stand Juli 2020). Das ist absoluter Käse und untragbar, schlecht gemacht und da sollte Tamron schnellsten nachziehen. Denn ein aktueller iMac ist sicherlich unter uns Fotografen nix Ungewöhnliches, grrr und nu? Das ein oder andere Teil der Holy Trinity bedarf eines Updates … shit, unprofessionell von Tamron. Bessert bitte nach!
Und hier mal ein paar Fotos vom Testing. Heute hat es in HH geschüttet, was vom Himmel kommen konnte, da habe ich Indoor testen müssen 🙂 und so sah der Testaufbau aus – bitte das nicht allzu ernst nehmen, ich teste nur für mich und leise vor mich hinne:
Tamron 17-28mm F2.8 Di III RXD (RAW „Out Of Cam“ mit LR-Profilkorrektur)
17mm und Blendenreihe 2.8/ 4.0/ 8.0 mit ISO 1600
28mm und Blendenreihe 2.8/ 4.0/ 8.0 mit ISO 1600
Tamron 28-75mm F2.8 Di III RXD (RAW „Out Of Cam“ mit LR-Profilkorrektur)
28mm und Blendenreihe 2.8/ 4.0/ 8.0 mit ISO 1600
75mm und Blendenreihe 2.8/ 4.0/ 8.0 mit ISO 1600
Tamron 70-180mm F2.8 Di III VXD (RAW„Out Of Cam“ mit LR-Profilkorrektur)
70mm und Blendenreihe 2.8/ 4.0/ 8.0 mit ISO 1600
180mm und Blendenreihe 2.8/ 4.0/ 8.0 mit ISO 1600
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