Ich schlawienere ja schon seit längerem um die Sony Alpha 7 Serie herum – wegen Vollformat und den bekannten Vorteilen hinsichtlich der Freistellung und den Crop-Möglichkeiten. Und nachdem mein lieber Freund Arnold im Herbst 2019 von seiner APS-C Sony Alpha 77 II auf die Sony Vollformat Alpha 7 III umgestiegen ist und mir den Mund wässrig gemacht hatte, hat mein Gear Acquisition Syndrome (G.A.S.) im Frühjahr diesen Jahres 2020 wieder einmal voll durchgeschlagen, oh jee. Ich war schon soweit, dass ich mein komplettes Fuji Equipment gegen die Alpha III mit dem entsprechenden Objektivpark in Zahlung geben wollte. Aber es hätte mir das Herz gebrochen. Von daher musste ein neuer Plan her: Kauf doch das Vorgängermodell und gebraucht und zu einem günstigen Kurs und freunde Dich erstmal mit dem Sony System an!
Gesagt getan und damit der Sony Alpha 7 II ein „ Herzliches Willkommen” in der Familie. Und passend war auch, das ich nebenbei Geburtstag hatte und mir gleich selber eine Freude auf dem Geburtstagstisch gemacht habe. Und da lag sie dann auf dem Gabentisch und auf den ersten Blick sieht auch alles sehr gut aus. Trotz ihres Alters ist die Kleine mit ihrem 24,3 Megapixel Vollformat Sensor, dem 5-Achsen „In-Body-Bildstabilisator“, dem drei Zoll großen Klappdisplay irgendwie noch auf der Höhe der Zeit. Alle üblichen Bild-/ Kreativprogramme (die kein Mensch braucht :-)) sind auch mit an Board aber weiter nix überschwenglich total Überraschendes – dafür voll solide und vernünftig der Ausstattungsumfang (Video kann ich nicht beurteilen, mache ich nicht). Und alles lässt sich auch vernünftig in dem für mich übersichtlichen Menü konfigurieren, da bin ich „Komplexeres und Komplizierteres“ von Fuji/ Olympus gewohnt :-).
Im Vergleich zu den/ meinen aktuellen Fuji/ Oly Modellen hat es die Sony allerdings mit ihrem Hybrid-AF und den 117 Phasen-/ 25 Kontrast- AF-Sensoren sowie der gemütlichen Serienbildfunktion von 5 Bildern/s auf dem Papier nüchtern betrachtet nicht ganz leicht – aber „so what“, denn es klappt in der Praxis doch sehr, sehr gut. Okay auch bei der Gesichtserkennung und dem C-AF hat sie sicherlich noch Nachholbedarf und Luft nach oben. Da hat sich die Welt seit ihrer Neuerscheinung Ende 2014 doch noch weiter gedreht. Apropos drehen – es gibt viele Drehräder und frei programmierbare Funktionstasten. Das ist schon mal sehr gut – auch wenn ich ab und zu vergesse, was ich auf die Tasten programmiert habe. Allerdings dreh ich bei der Bedienung des „frei wählbaren“ Fokuspunktes am Rad und durch. Da muss ich zwei Tasten drücken, um in den Modus “Flexible Spot: S/ M/ L” zu kommen, um dann den AF-Punkt verschieben zu können. Das hat Sony kompliziert gelöst und erst mit der IIIer und dem Joystick vermutlich besser gemacht. Und das ist ja eins der Feature auf die ich total stehe – schnelles und vor allem komfortables Verschieben des Fokuspunktes in allen Lebenslagen. Genau das war ja unter anderem auch der Grund für das Jim Knopf Upgrade auf die Olympus OM-D E-M1 Mark III.
Für mich besser machen könnte man auch die Bedienung/ Ergonomie der Einstellräder vorne und hinten. Da ich vornehmlich mit Zeitautomatik (Blendenvorwahl) fotografiere – also Blende und ggf. die Belichtungskorrektur festlege – habe ich bei allen meinen Cams, die Blendenvorwahl auf das hintere und die Belichtungskorrektur auf das vordere Rädchen gelegt. Aber anscheinend hab ich zu kurze Finger für die Sony, da die Einstellrädchen für meine Begriffe zu tief liegen, nicht optimal positioniert sind und sich für mich daher auch nicht optimal bedienen lassen. Dafür sind Verarbeitungsqualität und Solidität der Cam klasse und über jeden Zweifel erhaben.
Ansonsten freunde ich mich gerade mit dem „Clean Design“ der Sony an. Ihr wisst, neben den ganzen technischen Spielereien ist es für mich auch wichtig, dass sich eine Cam auch von der Haptik und vom Anfassen her gut anfühlt. Ich bin ja mit der Fuji und der Oly eher so auf dem lässigen Retro-Tripp und beide finde ich sehr knuffig. Aber ich muss sagen, dass ich das Design und das „Hand-Feeling“ der Sony auch ganz gut leiden mag und die Cam trotz der Einschränkungen oben gut in meiner Hand liegt.
Und wenn wir bei schon mal bei Einschränkungen sind – Batterie und Laufzeit. Nach den ersten Gehversuchen geh ich mal davon aus, dass die Batterielaufzeit recht dünne ist und vor allem frage ich mich, wieso bei der Cam eigentlich kein Ladegerät dabei ist? Und ich meine, das ist bei der aktuellen 7 III auch so und bei Fuji hält diese Unsitte mit der X-T4 auch Einzug – Frechheit bei den Preisen.
Na ja, dafür gewinnt die Sony bei der Bildqualität und entspannt mich wieder. Das was ich bis jetzt in Lightroom gesehen habe, ist schon toll, da hab ich nix zu meckern und für mich leistet der Sensor ganze Arbeit. ISO-technisch bin ich ja beim Rauschen doch ein wenig pingelig und bei den möglichen ISO-Einstellungen von 50 bis 25600 würde ich für mich die Grenze kritisch-entspannt bei 6400 ISO ziehen und maximal tolerierbar die 12800 ISO sehen.
Damit das Bild dann auch in den Kasten rsp. auf den Sensor kommt, habe ich mir noch einen Vollformat-Objektiv-Klassiker – auch gebraucht – zugelegt: Das Sony Vario-Tessar T* FE 24–70 mm F4 ZA OSS (was für ein Name) ist aktuell das Standardzoom in Kombi an der Sony und für die nächste Zeit. Ich hatte mehrere Testberichte zu dem Objektiv im Vorfeld gelesen und da scheiden sich viele Geister und Pixel Peeper. Für mich als Einstieg ins Sony System ist Schärfe und Bokeh mit dem Sony Sensor voll okay. Ja, es ist kein 2,8er aber trägt dafür auch nicht dick auf und fokussiert ganz flott und treffsicher mit der 7 II. Schön ist außerdem, dass sich die Frontlinse nicht mit dreht, ein Bildstabilisator dabei ist und dass das Objektiv sehr gut und wertig verarbeitet ist. Ein schöner Allrounder!
Fazit für mich: Auch im 6. Jahr nach Einführung bietet die Sony Alpha 7 II noch ein schönes rundes Gesamtpaket und ist als Gebrauchte ein toller Schnapper, um relativ günstig in das Vollformat einzusteigen. Klar, wer technische Gadgets erwartet, wird enttäuscht sein aber hey, wir haben 2020 und die Cam erblickte bereits Ende 2014 das Licht der Welt. Dafür bringt sie aber noch einen klasse Sensor mit und liefert eine tolle Bildqualität ab. Ob ich komplett wechseln oder doch noch upgraden werde, weiß ich noch nicht. Dafür muss sich die Neue erst einmal in der nächsten Zeit und in der Praxis bewähren und ihre Systemvorteile im Vollformat für mich ausspielen. Denn mit der Oly im M4/3 habe ich ein tolles kleines System für unsere Urlaubsreisen, Spitzenobjektive bei guter Bildqualität und ein klasse Handling. Und die Fuji im APS-C legt bei der Bildqualität mit ihren Megapixeln noch ne Schippe drauf, überzeugt mich voll im schönen Retro-Look und ihren praktischen Vorteilen auch im Handling, hat nebenbei auch tolle Objektive im Gepäck.
Und jetzt kommst Du: Sony Alpha II. Und damit ab mit Dir und den KollgInnen ins Huppert’sche WoZi-Testlabor, in dem die Oly, die Fuji und die Sony heute Nachmittag ins Rennen gegangen sind. Btw. Ihr wisst aber schon, dass ich eigentlich kein Pixel Peeper bin und das alles nur “just for fun” und nur für mich in der Corona-Krise mache – okay? Hatte einfach Lust dazu … bei dem super Wetter in der Bude son Krempel zu machen. Hmh, bin ich doch ein wenig seltsam? Sei’s drum – das war der Testaufbau:
Für das Testing bin ich da ganz pragmatisch rangegangen. Denn ich wollte nur wissen, wenn ich mit den Cams und den Standardzooms unterwegs bin, was kann mir die Cam mit dem jeweiligen Objektiv und Offen-/ 5,6er-Blende bei maximaler rsp. minimaler Brennweite (Bildwinkel) bieten. Alle Fotos sind in RAW out of the Cam unbearbeitet aus Lightroom exportiert – bei der Sony in Lightroom inkl. Objektivkorrekturen, die beiden anderen haben ihr Objektiv-Profil bereits beim Import mit drin. Bei den Bildreihen von links nach rechts ist die Olympus OM-D E-M1 Mark III mit dem M.ZUIKO DIGITAL ED 12-40mm 1:2.8 PRO, dann die Fujifilm X-T3 mit dem Fujinon XF 18-55mm F2.8-4 R LM OIS und jeweils rechts außen die Sony Alpha 7 II mit dem Sony Vario-Tessar T* FE 24–70 mm F4 ZA OSS in den jeweiligen Brennweiten-/ Blenden-Einstellungen aufgeführt:
Oly mit 40mm bei 2,8 / Fuji mit 55mm bei 4,0 / Sony mit 70mm bei 4,0 (ISO 200)
Oly mit 12mm bei 2,8 / Fuji mit 18mm bei 2,8 / Sony mit 24mm bei 4,0 (ISO 200)
Oly mit 12mm bei 5,6 / Fuji mit 18mm bei 5,6 / Sony mit 24mm bei 5,6 (ISO 200)
Mein Fazit zum Testing: Tut sich alles nix und alle Cams machen tolle Fotos und sind mit den Standardzooms super scharf. Heißt für mich, die Sony wird es als Vollformater schwer haben – aber vielleicht brauch ich noch ne schöne lichtstarke Festbrennweite (bspw. 85mm F1,8 für Portrait-Shootings), um das Vollformat gegen die beiden anderen voll auszuspielen. Aber ist eigentlich auch Wurscht das ganze Pixel Peeping – Hauptsache G.A.S. und schöne Fotos. In dem Sinne – bleibt gesund, lässig und geht fotografieren!
Impressum I AGB I Datenschutz I Zahlungsarten I Versand I Widerruf I Widerrufsformular I Kontakt